Vergleich des Risikomanagements (inkl. Gefahrenzonenplanung)

Naturgefahren (Ereignisse/Umgang) und Risikomanagement (CH/LIE/AT)

Vergleich des Risikomanagements und der Gefahrenzonenplanung von Österreich und Schweiz

Xenia Waibl, Florian Sunitsch, Simone Marte

Die Alpenregionen von Österreich und der Schweiz sind stark von Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen und Murgängen betroffen. Durch solche Gefahrenprozesse wird der sichere Siedlungsraum eingeschränkt. Beide Länder haben daher umfassende und differenzierte Strategien entwickelt, um diese Risiken zu managen und die Sicherheit der Bevölkerung sowie den Schutz der Infrastruktur zu gewährleisten. 

Grundlagen des Risikomanagements 

Risikomanagement ist ein systematischer Prozess, der darauf abzielt, potenzielle Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern, um negative Auswirkungen auf Organisationen, Gesellschaften oder Umgebungen zu minimieren. Es umfasst die Planung, Organisation, Führung und Kontrolle von Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen von Risiken. Typische Schritte im Risikomanagementprozess sind: 

Abbildung 1: Kreislauf des Risikomanagements (BMLFRW, 2018, S.23)
  • Risikoidentifikation: Erkennen und Beschreiben potenzieller Risiken. 
  • Risikobewertung: Analysieren der identifizierten Risiken hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und potenziellen Auswirkungen. 
  • Risikobewältigung: Entwickeln von Strategien zur Vermeidung, Minderung, Übertragung oder Akzeptanz von Risiken. 
  • Überwachung und Überprüfung: Kontinuierliches Monitoring und Evaluierung der Risikomanagementmaßnahmen sowie Anpassung an neue Gegebenheiten (Krings, et al., 2016 & BMLFRW, 2018). 

Gefahrenzonenplanung 

Gefahrenzonenplanung ist ein spezifischer Aspekt des Risikomanagements, der sich auf die räumliche Zuordnung von Bereichen konzentriert, die durch natürliche oder vom Menschen verursachte Gefahren bedroht sind. Ziel ist es, diese Gefahren durch planerische Maßnahmen zu reduzieren und die Sicherheit für Menschen, Sachwerte und Umwelt zu erhöhen. Zentrale Elemente der Gefahrenzonenplanung sind die Gefährdungsanalyse, die Risikobewertung, die Zonierung und die Maßnahmenplanung (BMLFRW, o.J.a). 

Fokus: Österreich 

In Österreich erfolgt die Gefahrenbeurteilung für den Gefahrenzonenplanung oft anhand von sogenannten Bemessungsereignissen. Wichtig zu erwähnen ist das Konzept der 150 Jahre WLV (Wildbach- und Lawinenverbauung). Hierbei werden Schutzmaßnahmen so konzipiert, dass sie ein Ereignis bewältigen können, das statistisch gesehen nur einmal in 150 Jahren auftritt. Für den Hochwasserschutz wird ähnlich das 100 Jahre HW (Hochwasser) Konzept angewendet. Dies bedeutet, dass Deiche, Rückhaltebecken und andere bauliche Schutzvorrichtungen so ausgelegt sind, dass sie  einem Hochwasserereignis standhalten können, das statistisch betrachtet nur einmal in 100 Jahren zu erwarten ist. Für die jeweilige Zonenabgrenzung werden spezifische Kriterien herangezogen, wie etwa Überflutungstiefe, Fließgeschwindigkeit, Drücke, oder Auswirkungen von Geschiebetransporten (BLFUW, 2007).

Die fünf Zonen und Bereiche gemäß Holub (2006) sind: 

  • Rote Gefahrenzone: Langfristige Besiedlung ist aufgrund hoher Gefahrensituation nicht möglich. 
  • Gelbe Gefahrenzone: Nutzung für Siedlungs- und Verkehrszwecke ist nur unter bestimmten Auflagen erlaubt. 
  • Blaue Vorbehaltsbereiche: Diese Flächen sind für spezielle Bewirtschaftungsarten oder technisch-biologische Schutzmaßnahmen vorgesehen. 
  • Braune Hinweisbereiche: Diese weisen auf Naturgefahren wie Steinschläge und Rutschungen hin, Wildbäche und Lawinen sind hier ausgenommen. 
  • Violette Hinweisbereiche: Zeigen Flächen, die natürlichen Schutz bieten, wie natürliche Dämme. 

Fokus: Schweiz

In der Schweiz kommt bei der Gefahrenzonenplanung eine Matrix zum Einsatz, die die Intensität eines Ereignisses mit dessen Wahrscheinlichkeit verknüpft. Unter Intensität versteht man dabei die Stärke oder das Ausmaß des Ereignisses während man unter der Wahrscheinlichkeit versteht, wie oft ein solches Ereignis zu erwarten ist. Diese Methode ermöglicht eine differenzierte Bewertung der Gefährdung, indem sie nicht nur die potenzielle Schadenshöhe, sondern auch die Eintrittswahrscheinlichkeit berücksichtigt. Neben der Matrix werden auch spezifische physikalische Einwirkungen auf Gebäude und Menschen berücksichtigt, um die Auswirkungen eines Ereignisses besser zu verstehen und zu bewerten. (BLFUW, 2007). 

Abbildung 2 und 3: Gefahrenstufen (BAFU, 2015, S.2) und Gefahrenkarte (BAFU, 2015, S.1)

In der Schweiz gibt es ebenfalls eine Farbkategorisierung für Gefahrenkarten. Dort bietet die Gefahrenkarte eine detaillierte Darstellung der Gefährdungssituation in fünf Stufen: rot für erhebliche Gefährdung, blau für mittlere Gefährdung, gelb für geringe Gefährdung, gelb-weiß gestreift für Restgefährdung und weiß für keine oder vernachlässigbare Gefährdung. Sie bildet die Basis zur Ausweisung von Gefahrenzonen in der Nutzungsplanung sowie für die Planung von Schutzmaßnahmen (BAFU 2015: 1). 

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sowohl Österreich als auch die Schweiz umfassende und detaillierte Ansätze zur Gefahrenzonenplanung und zum Risikomanagement entwickelt haben, die den spezifischen Herausforderungen ihrer Alpenregionen gerecht werden. Während Österreich vor allem auf Konzepte wie das 150 Jahre WLV und das 100 Jahre HW setzt, kombiniert die Schweiz in ihrer Planung eine Matrix, die Intensität und Wahrscheinlichkeit von Naturgefahrenereignissen integriert. Trotz der Unterschiede in der Methodik verfolgen beide Länder das gemeinsame Ziel, die Sicherheit der Bevölkerung und den Schutz von Sachwerten in gefährdeten Gebieten zu gewährleisten.

Hier geht es zum Exkursionstagebuch.

Quellen 

BLFUW (2007): Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung IV/5 

BMNF (Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) (2018). Hochwasserrisikomanagement in Österreich. https://info.bml.gv.at/dam/jcr:8db881ee-6f67-4241-ad80- 5193c9bc165e/HWRM_Ö_2018_Barrierefrei_DE.PDF 

BMLFRW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) (2018). Risikomanagement im Katastrophenmanagement. https://www.bmi.gv.at/204/Download/files/SKKMLeitfaden_fuer_das_Risikomanagement_Version_1_0.pdf 

BMLFRW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) (o.J.a). Der Gefahrenzonenplan. https://info.bml.gv.at/dam/jcr:ca6e7982-ccb5-40c7-84aa-04011ac14616/Der_20Gefahrenzonenplan.pdf 

BMLFRW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) (o.J.b). https://info.bml.gv.at/themen/wald/wald-und-naturgefahren/wildbach--und-lawinenverbauung/organisation-kontakt/diewildbach.html 

BUWAL, BRP & BWW (1997): Berücksichtigung der Hochwassergefahren bei raumwirksamen Tätigkeiten, Bundesamt für Wasserwirtschaft (BWW), Bundesamt für Raumplanung (BRP) & Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) 

Holub, M., & Fuchs, S. (2009). Mitigating mountain hazards in Austria–legislation, risk transfer, and awareness building. Natural Hazards and Earth System Sciences, 523-537. 

Krings, S., Glade, T., Schrott, L., Hufschmidt, G., Weichselgartner, J., Krings, S., Weichselgartner, J. (2016). Begriffe. In Bevölkerungsschutz: Notfallvorsorge und Krisenmanagement in Theorie und Praxis (pp. 29-67). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

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